barbie

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Barbie und er, sie mochten sich irgendwie. Sie war auffallend asozial, lebte offen und ungeniert die Subversion. Er hingegen eierte noch akurat und fremdbestimmt durch die Adoleszenz, trug gebügelte Polohemden und einen Haarschnitt von einem halbseidenen Frisörmeister, der schon Tony Marshall die Haare schön machte. Eines Tages war Barbie nicht mehr da, war ausgebrochen, lebte auf der Strasse, zusammen mit ihrer Freundin, einer besseren Tochter akademisch belesener Eltern. Nach Monaten erst konnte man die beiden im Süden Frankreichs wieder in Gewahrsam nehmen und der Ordnung zuführen. Braungebrannt und abgemagert saß sie im Klassenzimmer wieder neben ihm, das Leuchten in ihren Augen war eindrucksvoll und eindeutig, sie wusste es, er wusste es, sie hatte es geschafft, ihr konnte keiner mehr etwas anhaben.
Heute Nacht habe ich Barbie nach 35 Jahren wiedergesehen, im Hauptbahnhof, vermeintlich orientierungslos in einer hektischen Menge, sie war irrsinnig, grinste glücklich wie ein Honigkuchenpferd, erkannte mich aber nicht, ein herrenloser, schwarz gelockter Hund sprang spielend auf der Straße vor dem Bahnhof herum, der Opel hupte laut und ausdauernd und überfuhr den Hund ohne vom Gas zu gehen, Barbie hielt den sterbenden Hund, der wie abgeschlachtet blutete, in ihren Armen, sie sprach sachlich beruhigend auf ihn ein, das Honigkuchenpferd war aus ihrem Augen verschwunden, eine neue Passantin, die glaubte nicht der Hund, sondern Barbie sei das Opfer, machte Anstalten die blutbesudelte Barbie medizinisch zu versorgen, ich klärte die Situation auf und fand mich Sekunden später im Hinterraum einer Gaststätte unweit des Bahnhofs mit vielen unbekannten Menschen bequem an einem Tisch sitzend wieder, links neben mir saß ein wundervolles Mädchen, wir küssten uns, wir waren verliebt, für immer, rechts neben mir saß noch ein Mädchen, ein ganz anderer Typ, aber ebenso wundervoll, sie war meine Freundin, wir waren verliebt, für immer, sie fragte mich, ob ich treu sei, ich sagte, ich sei pathologisch treu, es war keine Lüge, sie aber war erbost, aber nicht, weil ich das andere wundervolle Mädchen geküsst hatte.
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